„Rowan – Bewährung als Magier“ von Aileen O’Grian

Rowan ist endlich im Sumpfland bei dem berühmten Magiermeister Zwandir, dem Freund seines Großvaters Obermagier Bunduar, angekommen, um seine Ausbildung zu vollenden. Er lernt die sumpfländischen Heilmethoden kennen und vervollständigt seine Fähigkeiten in der Gedankenübertragung. Nebenbei übt er sich in ritterlichen Kampftechniken. Den letzten Schliff erhält Rowan auf der heiligen Insel, auf der die Priester des Sumpflandes und des Magierreichs ausgebildet werden.

Auch im unwegsamen Sumpfland ist Rowan vor den Feinden nicht sicher, denn selbst hier greifen die Echsenkrieger gemeinsam mit den Nordmännern die Menschen an. Doch geschickt verteidigen sich die magisch begabten Sumpfländer auf ihre Weise. Während ihnen gelingt, die Gefahr abzuwenden und ihre Angreifer in die Flucht zu schlagen, droht dem Magierreich, Rowans Heimat, die völlige Vernichtung.

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Nach einer kleinen Erfrischung führte Zwandir Rowan zum nahen Palast. Es war ein buntes, reich verziertes Gebäude aus Holz, das auf einem kleinen Hügel stand. Am großen Tor mit geschnitzten Tierfiguren gab es keine Palastwache. Trotzdem fühlte sich Rowan beobachtet. Er ließ es auf sich beruhen, weil er nicht gleich am ersten Tag neugierig erscheinen wollte. Sicher würde er eines Tages dahinterkommen.
Sie stiegen eine breite Treppe in der Mitte der Eingangshalle hoch und liefen durch einen langen Gang. An dessen Ende befand sich eine doppelflügelige Tür, die mit bunten Ornamenten bemalt war. Hier klopfte Zwandir an, öffnete selbst und trat ein. Rowan folgte ihm. Der Magier verneigte sich tief vor einem Mann, der als Einziger auf einem gedrechselten Sessel saß, während die anderen Anwesenden vor ihm standen. Rowan folgte Zwandirs Beispiel. Empfing König Matrin seine Untergebenen immer auf dem Thron? König Wilhar in der Heimat besaß überhaupt keinen Königsstuhl. Fast jeder konnte ihn jederzeit ansprechen, während Matrin unnahbar wirkte und anscheinend Audienzen gewährte. Rowan fühlte sich beklommen bei diesem Machtschauspiel.
„Eure Majestät, ich möchte Euch meinen neuen Lehrling Rowan vorstellen“, erklärte Zwandir unterwürfig.
„Ich habe schon von seiner Ankunft erfahren“, nickte Matrin gnädig. „Ich wünsche ihm einen guten Aufenthalt bei uns.“ Dann blickte er Rowan direkt in die Augen. „Übe fleißig. Es ist eine hohe Auszeichnung, im Sumpfland zu lernen.“
Rowan verneigte sich. „Ich bin für diese Gunst sehr dankbar, Eure Majestät“, sprach er leise und schaute zu Boden. Trotzdem hatte er zwei Nordmänner in der Runde wahrgenommen. Er zwang sich, gelassen zu atmen und seinen Puls ruhig zu halten. Auch wenn der Geruch der Feinde ihm Übelkeit verursachte und ihre Anwesenheit ihn beunruhigte. Was wollten die Nordmänner im Sumpfland? War er hier wirklich sicher? Warum verhielt sich der König so kühl? Sein Großvater hatte ganz andere Dinge vom Sumpfland erzählt, von Offenheit und Herzlichkeit. Gab es erneut Spannungen zwischen den beiden Ländern? Er spürte eine beruhigende Hand auf seiner Schulter, obwohl er wusste, dass Zwandir ihn hier nicht körperlich berühren würde. Warte ab, beobachte und lerne, ermunterte ihn sein Meister durch seine Gedanken.
„König Matrin, darf denn jeder unbedeutende Untertan oder Fremde eine Unterredung mit wichtigen Gesandten unterbrechen?“, giftete der größere der beiden Fremden. Er trug einen mit vielen bunten Metallplättchen verzierter Umhang. Rowan schaute ihn unter fast geschlossenen Lidern an. Sein Gesicht besaß keine glatte Haut wie die der Sumpfländer oder der Magianer, sondern war von feinen hellen Schuppen überzogen und seine Pupillen waren senkrechte Schlitze. Der zweite Nordmann schien älter zu sein, aber einen niedrigeren Rang zu bekleiden, denn sein Gewand wies nur eiserne Verzierungen auf.
„Meine Untertanen dürfen mich am Vormittag und Nachmittag aufsuchen, das ist ein seit alters her verbürgtes Recht im Sumpfland. Aber jetzt habt Ihr Zeit, mir Euer Anliegen vorzubringen.“ König Matrin lächelte die Fremden verbindlich an.
„Wir möchten mit Euch Handelsbeziehungen aufbauen. Wir sind Fischer, außerdem besitzen wir erhebliche Erzvorkommen, mehr als wir selbst benötigen, und wünschen eine Handelsniederlassung in dieser Stadt aufzubauen.“
Rowan hatte das Gefühl, dass der Kerl vor Wichtigkeit bald platzen würde. Die Selbstsicherheit der erfolgreichen Eroberer, vermutete er.

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