
»Ich heirate Valentino.« Die Antwort der zehnjährigen Tamara auf die Frage, was sie machen wird, wenn sie groß ist, verändert das Leben zweier Menschen. Sie sind einsam und unglücklich – und es gibt nichts, was sie dagegen tun können.
Die Ausbilder bei der Royal Air Force bescheinigen dem achtzehnjährigen Valentino Reyes eine glänzende Zukunft. Wenige Jahre später verzichtet er auf seinen Traumjob. Heute ist der wortkarge Gipsy an der Spitze der CIS, des internationalen Sicherheitsunternehmens der Cipriani-Holding mit zwanzigtausend Mitarbeitern. Der einzige Mensch jedoch, der ihm wirklich etwas bedeutet, die Frau, die er liebt, kann er nicht haben – da ihre Großmütter Schwestern sind.
Tamara De Marino blendet den Hass aus, der ihr innerhalb der Familie entgegenschlägt, konzentriert sich auf ihre Karriere. Sie will als Make-up-Artist Hollywood erobern. Was ihr gelingt, jedoch nichts an ihren Gefühlen für den Mann ändert, dem sie seit vielen Jahren erfolgreich aus dem Weg geht. Nur hat das Schicksal andere Pläne mit ihr – und mit ihm. Eine einzige zufällige Begegnung verwandelt Glut in Feuer …
Abgeschlossener Liebesroman mit heißen Szenen und Happy End.
Monica Bellini | Kindle | Taschenbuch
Valentino bog in die Middleton Road ein. Er steuerte seinen Lexus an den Straßenrand und parkte hinter Dantes Aston Martin, stieg aus, schnappte sich die dunkelblaue Jacke vom Beifahrersitz und zog sie an. Sie war sein Zugeständnis an die Eleganz des Ereignisses, was jedoch nichts daran änderte, dass er ein graues Poloshirt, stonewashed Jeans und blaue Sneakers trug – ohne Socken.
Vom rückwärtigen Garten drang der Geruch von auf Holzkohle gegrilltem Fleisch zu ihm. Er steuerte das halbhohe Türchen in der Backsteinmauer an, das den Vorgarten umgab, und drückte es auf. Valentino war hier fast so daheim wie in seinem Elternhaus. Es gab also keinen Grund, nicht direkt außen über den schmalen Rasenstreifen ums Haus herumzulaufen. Warum er dennoch die kurze Steintreppe zum Eingang nahm, wusste er nicht. Vielleicht lag es an den mitreißenden Klängen des Flamenco, die durch das gekippte Wohnzimmerfenster nach draußen drangen.
Oder daran, dass er sie plötzlich spürte. Sich die Haare in seinem Nacken aufstellten. Ein eiskalter Schauer prickelnd über seine Wirbelsäule abwärts raste.
Tatsache war, dass sie ihm die Tür öffnete, noch bevor er die Hand auf die Klingel legen konnte.
Dass er sie anstarrte wie das siebte Weltwunder.
Dass ihre Augen verdammt sexy geschminkt waren.
Dass ihre Pupillen ihre Iriden nahezu komplett verdeckten.
Dass ihr rotes Kleid sich derart eng um ihren Körper schmiegte, dass er einfach nicht anders konnte, als auf die harten Nippel zu starren, die sich durch den Stoff drückten.
Dass er gar nicht erst darüber sinnierte, ob sie einen BH darunter trug, weil dessen Fehlen offensichtlich war.
Was er dennoch mit der Hand nachprüfen wollte. Weshalb er einen Schritt auf sie zutrat. Und einen zweiten. Einen dritten. Einfach nur, weil Tamara ohne ein Wort zu sagen ihm zugewandt rückwärtsging und er ihr folgte, bis er die Eingangstür hinter sich schließen konnte.
Mit einem Fußtritt, während er seine Arme nach ihr ausstreckte, sie ihren Kopf in den Nacken neigte – und er sich vorbeugte und seine Lippen auf ihre legte.
Danach verlor sich seine Wahrnehmung in einer kaleidoskopartigen Explosion.
Farben, Lichter, ein lauter Schrei.
Ein Kreischen, um genau zu sein. »Lass sie sofort los und verschwinde!«
Seine eigene Großmutter, die in diesem Haus ebenso Gast war wie er selbst, sorgte dafür, dass Hitze seine Wangen flutete. Vor Wut, nicht vor Scham. Doch Valentino kam nicht dazu, auch nur eine Silbe zu sagen, da Dante ihn an den Schultern packte, herumdrehte, die Haustür öffnete, ihn nach draußen schob und zu seinem Auto brachte.
»Gib mir den Schlüssel, ich fahre.«
Valentino lachte bellend auf. »Hast du Angst, dass ich einen Unfall baue? Ich bin so nüchtern, wie man nur sein kann.«
»Du bist wütend.«
»Auf mich selbst.« Er nickte bestätigend. »Aber keine Sorge, damit werde ich fertig.«
»Du magst sie.«
»Wen?«
»Tamara.«
»Klar mag ich sie. Sie ist Tommasos Schwester.«
»Nicht auf die Art, du Idiot. Du hast sie geküsst.«
Valentino kniff die Augen zusammen, überlegte, schüttelte den Kopf. »Sie mich. Ich wollte ihr nur zum Geburtstag gratulieren.«
Er war ein erbärmlicher Lügner. Vor allem dem Mann gegenüber, der mehr als ein Bruder für ihn war. Immer schon. Derjenige, der trotz seiner nur sechsundzwanzig Jahre von allen Gipsys, die seinen Rat erbeten hatten, gelobt, verehrt und bewundert wurde wie sein Vater und Großvater zuvor. Und das nicht, weil er als Erstgeborener aufgrund der Erbfolge der Schlichter geworden war. Dante Cipriani war charismatisch und der geborene Redner, obwohl er mit Worten geizte. Vielmehr setzte er seinen Blick ein. Zuerst, um zu sondieren und sich einen Überblick zu verschaffen, der zum Durchblick führte. Immer. Valentino hatte das oft genug erlebt, um den Moment körperlich zu spüren, als sein Freund all seine Gedanken und Gefühle so klar erkannt hatte, als ob er in seinem Kopf wäre.
Dante trat einen Schritt nach hinten und schob die Hände in seine Hosentaschen. Dabei presste er die Lippen aufeinander und taxierte ihn mit seinem durchdringenden Blick sekundenlang. Dann nickte er. Nicht, um Zustimmung auszudrücken. Das Gegenteil war der Fall, wie er ihm mit vier Wörtern zu verstehen gab.
»Wie du meinst, Valentino.« Dann wandte er sich ab und ging zurück zum Haus, ohne sich noch einmal umzudrehen.