„Rowan – Verteidigung der Felsenburg“ von Aileen O’Grian

Rowan ist älter geworden, und noch immer wird er von seinem Großvater, dem Magiermeister Bunduar, in die Magie eingeführt.

Nach einem Anschlag auf sein Leben auf Burg Wanroe, wird er an die Königshöfe von Cajan und später Llylia geschickt, um auch bei anderen Magiermeistern zu lernen. Dort trifft er seine Freunde Ottgar und Mardok wieder.

Doch auch in den Nordreichen ist sein Leben in Gefahr, sodass er großen Mut und sein gesamtes Können benötigt, um sich und seine Freunde zu retten …

Kindle | Tolino | Taschenbuch

Rowan blätterte die mit Miniaturmalerei verzierte Buchseite der Chronik um. Die Geschichte der alten Könige las sich so spannend, dass er alles um sich herum vergaß. Selbst an die Mahlzeit dachte er nicht, dabei hatte er am Morgen nur einen Kanten Brot gegessen. Obwohl er ganz vertieft war, spürte er plötzlich eine Gefahr. Rasch drehte er sich um und schlug im letzten Augenblick die Hand mit dem Messer zur Seite.
Eine in einen Umhang gehüllte Gestalt versuchte erneut, mit einem Messer auf ihn einzudringen. Rowan musste seine ganze Kraft und Geschicklichkeit aufwenden, um sich zu wehren. Für sein Alter war er noch immer recht klein, dafür durchtrainiert und drahtig. Doch der Angreifer war einen Kopf größer und besaß unheimliche Kräfte. Rowan bemühte sich, die Hand zu fassen und festzuhalten, aber immer wieder entwand sich der Feind seinem Griff und attackierte ihn erneut. Rowan musste ein paar schmerzhafte Stöße einstecken, wenn sein Gegner sich freikämpfte – zum Glück gingen die meisten ins Leere, weil er schnell genug zur Seite sprang. Bedächtig achtete er darauf, dem Messer auszuweichen. Schließlich sah Rowan nur noch einen Ausweg: zu fliehen, doch der Täter verstellte ihm den Weg.
Verzweifelt überlegte Rowan, wie er sich retten könnte. Rufen wäre sinnlos. Er war allein im Studierzimmer, das sich im Turm von Burg Wanroe befand. Nicht einmal sein Großvater, der Obermagier Bunduar, wusste, dass er sich gleich nach dem Frühstück hierherbegeben hatte, um weiterzulesen.
„Lasst mich, was habt Ihr davon, wenn Ihr einen Jungen tötet?“, rief er. Er ärgerte sich über seine belegte Stimme, die seine Angst verriet. Ein heiseres, fast irres Lachen war die Antwort. Rowan lief ein Schauer über den Rücken.
Erneut machte der Angreifer einen Ausfallschritt in seine Richtung und versuchte, mit dem Messer zuzustechen. Rowan stand nun mit dem Rücken zur Wand und konnte nur zur Seite ausweichen. Er kämpfte um sein Leben, nur ein kluger Gegenangriff konnte ihn aus dieser Lage befreien. Deshalb stieß er sich von der Wand ab und schlug beide Fäuste gleichzeitig dorthin, wo er die empfindliche Magengrube seines Gegners vermutete. Tatsächlich sackte die Person zusammen und ließ den Dolch sinken. Diesen Augenblick nutzte Rowan, stürzte sich auf die Waffenhand und entwand ihr das Messer. Gleichzeitig kniete er sich auf den Arm seines Gegners und setzte die Klinge an dessen Kehle. Mit klopfendem Herzen zog er mit der freien Hand dem Unbekannten das Tuch vom Gesicht.
Er erstarrte, als er seinen Angreifer erkannte.
„Königin Narfin, Ihr?“, rief er erstaunt aus und ließ das Messer sinken.
Kaum spürte Narfin den Druck des Messers nicht mehr, wand sie sich wie eine Schlange unter seinen Knien. Sofort setzte er das Messer wieder an ihre Kehle.
„Warum?“, fragte er, obwohl er wusste, wie sinnlos die Frage war. Die Königin war seit Jahren geistig umnachtet. König Wilhar ließ sie seit seinem Thronjubiläum von ihren Hofdamen und einigen Soldaten bewachen. Doch immer wieder entwischte sie ihren Bewachern und stiftete Unruhe und Unheil. „Das weißt du ganz genau! Du machst meinem Sohn den Thron streitig!“, stieß sie voller Hass hervor.
Rowan schüttelte seinen Kopf. Ottgar war sein bester Freund, sie waren wie Brüder aufgewachsen und vertrauten sich. Auch wenn jetzt viele Tagesreisen zwischen ihnen lagen, weil Ottgar in Cajan am Königshof weilte, bestand das enge Band weiter.
„Ich werde Magier. Seit jeher haben die Könige des Reichs Magier an ihrer Seite gehabt, die ihnen in schwierigen Situationen geholfen haben. Ich hoffe, ich kann eines Tages den Erwartungen des Thronerbens Ottgars entsprechen“, erwiderte er. Doch er erkannte an Narfins Gesichtsausdruck, dass seine Worte sie nicht erreichten, sie war wieder einmal in ihrem dunklen Reich gefangen.

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