
Mit dem Rollstuhltaxi durch die Zeit.
Von der Weltausstellung 1900 bis nach Woodstock 1969.
Das klingt skurril und ungewöhnlich. Und das ist es auch. Vier Menschen, die mit Hilfe einer alten Kamera unversehens durch die Zeit wirbeln. Sie könnten zudem kaum unterschiedlicher sein.
Luisa, eine etwas zerstreute junge Frau, die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Die unkonventionelle Elsa, die aus ihrem Altersheim abhaut. Der in die Jahre gekommene, obdachlose Rocker Fiete. Und der Schriftsteller Frederic, der unter einer Schreibblockade leidet.
Sie wollen Jean Baptiste Lucile finden, den Elsa vor vierzig Jahren in Paris getroffen hat. Doch welches dunkle Geheimnis verbirgt sich hinter dem alten Foto, das Elsa zufällig bei Lucile entdeckt hat? Lauert da irgendwo eine Gefahr für die vier Zeitreisenden?
Ein humorvoller und abenteuerlicher Timetrip auf der Suche nach dem Glück.
Website S. Sagenroth | Kindle | Taschenbuch
Luisa
Ein aufgeregtes Maunzen weckte sie. Luisa gähnte ,warf die Bettdecke zurück, angelte mit geschlossenen Augen nach ihren Hausschuhen und trat im nächsten Moment in etwas Warmes, Weiches, Pelziges. Sie zuckte zurück und stieß sich den Kopf an der Bettkante. In ihrem Pantoffel steckte Kater Chomskys Neujahrsgeschenk: ein toter Siebenschläfer. Neun Uhr. Der Radiowecker gab ein leises Klickgeräusch von sich und spielte dann These Boots.
So fing also dieses Jahr an. Und es bleibt die Frage, ob es nicht klüger gewesen wäre, den Jahresbeginn zu verschlafen. Aber vielleicht hätte dann Luisa die besten und verrücktesten Tage ihres Lebens verpasst?
Nachdem an diesem ersten Januarmorgen das arme, aus dem Winterschlaf gerissene Nagetier würdig in einem Katzenfutterkarton hinter dem Haus vergraben war, gab Luisa dem stolzen Chomsky die verdiente Belohnung für die morgendliche Überraschung. Danach legte sie sich erschöpft wieder ins Bett. Denn sie hatte in der Silvesternacht kaum ein Auge zugetan. Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass sie bald darauf wieder einschlief.
An dieser Stelle, die noch die ruhigste und friedlichste in diesem Jahr war, ist es Zeit und Gelegenheit, unsere Hauptprotagonistin nähervorzustellen: Luisa – klein, meistens etwas verzottelt und total verpeilt. Erst oder schon fünfundzwanzigjährig – das hing davon ab, von welchem Blickwinkel man es betrachtete. Sie hielt sich mit einem Job nach dem anderen über Wasser, ohne bislang ihre richtige Berufung gefunden zu haben. Ihre letzte Tätigkeit war eine Sekretärinnenstelle in einer Zeitarbeitsfirma gewesen. Eigentlich gar nicht übel, wäre ihr nicht die Cola über die Tastatur gekippt, die damit einen Stromausfall nicht nur in der ganzen Firma, sondern auch in dem kleinen Vorort ausgelöst hatte. Sie war sicherlich genau das Gegenteil von dem, was man als erfolgreich bezeichnen konnte, mit einer entsetzlichen Schusseligkeit geschlagen, die sies elbst schon manchmal an den Rand der Verzweiflung brachte. Sie gehörte zu den Menschen, deren Marmeladenbrot nicht nur unter Garantie auf die Marmeladenseite fiel, sondern so,dass sie auch noch darauf ausrutschte. Ihre Mutter und ihre Schwester schüttelten daher oftmals den Kopf: »Nicht zu fassen! Du bist einfach Miss Murphy!« – eine Anspielung auf Murphys Gesetz. Luisa war nach ein paar nicht nennenswerten Beziehungsversuchen solo und wohnte schon seit mehreren Jahren nicht mehr zu Hause bei ihren Eltern, sondern in einer Wohngemeinschaft, die irgendwie schon zu ihr passte.
Ein Kommentar zu “„Monsieur Lucile und die Suche nach dem Glück“ von S. Sagenroth”