Als Tiger gestartet – als Bettvorleger gelandet, das beschreibt den frischgebackenen Detektiv Detlef Menke wohl am besten. Er hält sich für unwiderstehlich, Oberkommissarin Kühne hingegen hält ihn eher für unausstehlich und darüber hinaus für einen Mörder …
Angelika Godau | Kindle | Taschenbuch
Ich öffne die dicken, altrosa Vorhänge nur einen winzigen Spaltbreit, dabei ist es völlig egal, ob mich von draußen jemand sieht. Ich stehe hier nur, um nicht länger auf das Bett starren zu müssen, und weil ich keinen Plan habe, wie ich aus dieser Nummer jemals wieder rauskommen soll. Mein Kopf ist leer, ich muss sogar überlegen, wie ich heiße. Ich stehe unter Schock, völlig klar. Dabei ist es noch keine zwei Minuten her, dass ich voller erotischer Fantasien dieses verdammte Hotelzimmer betreten habe. Eine Frau habe ich erwartet, heiß und möglichst nackt, die sich genüsslich auf dem Bett räkelt, ein Champagnerglas an den Lippen.
Das, was mich tatsächlich erwartete, war davon meilenweit entfernt. Darum stehe ich jetzt hier am Fenster und weiß nicht, was ich als Nächstes tun soll. Auf dem breiten Doppelbett liegt eine Frau, sie ist nackt, aber schön ist sie nicht mehr. Ihr Gesicht ist zyanotisch und bis zur Unkenntlichkeit verschwollen. Auf der rechten Wange leuchten rote Streifen, aus dem aufgerissenen Mund schaut die geschwollene Zunge hervor und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie tot ist. Um das zu erkennen, brauchte es nicht einmal die um ihren Hals geknotete Strumpfhose. Dieser Anblick wird mich für den Rest meines Lebens verfolgen, das weiß ich jetzt schon. Immerhin, das Champagnerglas gibt es, es liegt etwa 30 cm von ihr entfernt und hat mit dem Inhalt ihrer Blase das Laken durchnässt.